15 Grad abknickende Flugrouten keine Forderung der ICAO

Die offizielle Begründung für die neuen, abknickenden Flugrouten lautet, dass dies von der ICAO (International Civil Aviation Organization), deren Mitglied Deutschland ist, so gefordert sei, wenn gleichzeitige Starts auf parallelen Startbahnen durchgeführt werden sollen.  Das ist so nicht richtig.

Tatsächlich lautet die Anforderung:

„the departure tracks diverge by at least 15 degrees immediately after take-off“

„Die Abflugrouten führen sofort nach dem Start im Winkel von mindestens 15 Grad auseinander“

(Quelle: ICAO, Manual on simultaneous operations on parallel or near-parallel instrument runways)

Darstellung der um 15 Grad auseinanderliegenden Abflugrouten (faa.gov)

Darstellung von um 15 Grad divergierenden Abflugrouten (Quelle: faa.gov)

Das bedeutet, dass der Winkel zwischen den beiden Flugrouten 15 Grad betragen muss, nicht aber, dass jede der beiden Routen um 15 Grad abknicken muss.  Auch beträgt der  tatsächliche Winkel bei der vorgeschlagenen Nordroute deutlich mehr als 15 Grad (weit über 20 Grad), so dass die Routen nunmehr einen Winkel von mehr als 35 Grad zueinander haben.

Das Argument, dass die Routen ausschließlich deshalb so gelegt wurden, um die ICAO Anforderungen zu erfüllen, kann also nicht gelten. Um die ICAO Anforderung zu erfüllen, wäre es völlig hinreichend, die südliche Route 15 Grad nach Süden zu schwenken. Die nördliche Route könnte dann weiter, wie geplant und genehmigt, geradeaus führen.

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3 Antworten zu 15 Grad abknickende Flugrouten keine Forderung der ICAO

  1. Kühn schreibt:

    Warum müssen überhaupt Flugzeuge parallel starten? Ein zeitlicher Versatz um ca.30 sec. würde das doch lösen und die Startfrequenz kann erhalten bleiben und beide Flugrouten gehen geradeaus.

    • Jochen schreibt:

      Aus unserer Sicht gibt es überhaupt keine Notwendigkeit, parallele Starts durchzuführen. Der Bedarf wurde von den Flughafenbetreibern angemeldet, um die mögliche Auslastung von BBI zu maximieren. Allerdings sieht selbst deren Planung für die ersten Jahre keine Notwendigkeit, eine derartig hohe Auslastung zu erzielen. So liegen z.B. die Landebahnen in Tegel viel näher beieinander und verbieten daher grundsätzlich einen derartigen Betrieb. Dennoch würde eine wesentliche Erhöhung der Kapazität erst notwendig werden, wenn die Nachfrage seitens der Betreiber „künstlich“ (z.B. durch marktwirtschaftlich fragwürdige Subventionen des Frachtverkehrs) stimuliert würde. Wenn der BBI jedoch „nur“ den natürlichen Bedarf der Region erfüllen soll (ohne z.B. dem völlig unterbelasteten Fracht-Drehkreuz Leipzig Verkehr „wegzunehmen“) würde es wohl auf lange Sicht ausreichen, die besonders Lärm-relevante Nordbahn des BBI ausschließlich für Landungen und für besonders Lärm-reduzierte Flugzeuge zu Verkehrs-Spitzenzeiten im Wechselbetrieb mit der Südbahn zu nutzen.

  2. J. Nentwich schreibt:

    Kommentar an Jochen:
    So kann nur einer denken, der nicht betroffen ist! Was soll das Gerede von „… nur auf der Nordbahn landen…?“ Sollen die Menschen dem Dauerschall in der Anflugschneise ausgesetzt werden? Einfach mal einen Stadtplan mit Umlandkarte nehmen und nachsehen wo Erkner, Woltersdorf, Rahnsdorf, Wilhelmshagen, Hessenwinkel, Müggelheim, Karolinenhof, Schmöckwitz und und und … liegen!
    Es gibt nur eine Alternative zu so einem verkrüppelten Standort: weg mit den Ding! Wer 150 Milliarden für Banken rauswirft, verkraftet auch 2,7 Milliarden Flughafen. Baustopp sofort ehe noch mehr Geld vernichtet wird!