Kommentar: Schade, Frau Künast

So, nun hatten Sie die Gelegenheit, auf unserer mittlerweise traditionellen Lichtenrader Montagsdemonstration mit Herrn Wowereit, Ihrem Rivalen im kommenden Berliner Wahlkampf gleichzuziehen. Haben Sie Ihre Chance genutzt? Wir meinen: Nein.

Sie haben zwar, wie es die Medien kommentieren, die Flughafenplanung bezüglich seiner weiteren Ausgestaltung (Das „Wie“) in Frage gestellt. Von einer Gegenkandidatin, und dazu noch von einer Grünen, hätten wir aber eine Gegenposition erwartet. Herr Wowereit sagte ganz deutlich: „Ein Drehkreuz ist nicht ausgeschlossen“, und damit meint er ein relativ ungehemmtes Wachstum dieses Flughafens, und steht dafür, wirtschaftliche Vorteile der Region gegen Nachteile der Flugplatz-Anwohner und -Betroffenen in Form von Lärm, Abgasen und anderen Umweltfaktoren eintauschen zu wollen. Damit zielt er deutlich auf Grüne Kernthemen.

Von Ihnen hören wir: „Wir brauchen eine öffentliche Plattform, um das diskutieren zu können.“ Ist das alles?

Um es mit Ihren Worten zu sagen: „Wir leben im 21. Jahrhundert.“ Die Plattform existiert, und nennt sich „Internet“, Sie lesen gerade darin. Die Menschen („Liebe Anwohnerinnen und Anwohner“) haben längst angefangen zu diskutieren, und viele Informationen (wenn vielleicht auch nicht alle, aber dafür gibt es ja Wikileaks) sind öffentlich verfügbar. In diesen Diskussionen wird stets deutlich: was den Menschen fehlt, sind Visionen und Standpunkte politisch Verantwortlicher, die ihre Befürchtungen und Ängste ernstnehmen und in konkrete Programme und verantwortungsbewußtes Handeln umsetzen, das auch in zwanzig Jahren noch Bestand hat.

Mit Ihrer Forderung nach „Verläßlichkeit der alten Planungsdaten“ ziehen Sie sich auf das Planfeststellungsverfahren zurück — eine sichere Position, sollten Sie einmal in die Verlegenheit kommen, Aufsichtsratsvorsitzende des BBI zu werden. Die Lösung der bereits in diesem Verfahren fest-eingebauten Konflikte (Flughafenplanung, aber keine Routenplanung) wollen Sie dann pflegeleicht einer „unabhängigen Person“ überlassen. Wir hätten uns mehr erhofft als die 2. Staffel von „Big Schlichter“.

Schade, Frau Künast.

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