Der ganz besondere Schutz des Nachtschlafs — Aus dem Planfeststellungsbeschluss (3)

Die Schwelle der enteignungsrechtlichen Zumutbarkeitsgrenze wird nach der Rechtssprechung des BGH in Wohngebieten bei einem äquivalenten Dauerschallpegel von 70 bis 75 dB(A) tagsüber und von 60 bis 65 dB(A) nachts angesetzt.
(BGH vom 25.03.1993, BGHZ 122, 76(81); BGH vom 16.03.1995, BGHZ 129, 124(127)).

Die Berücksichtigung der Lärmpegel in der Nacht hält die Planfeststellungsbehörde dagegen für nicht erforderlich. Durch § 29b Abs. 2 Satz 2 LuftVG wird die Nachtruhe der Bevölkerung besonders geschützt. Schutzgut des Lärmschutzes in der Nacht ist der störungsfreie Schlaf. Jedenfalls in Mitteleuropa dienen zum Schlafen fast ausschließlich Innenräume, so dass hierfür die Nutzung des Außenwohnbereiches vernachlässigt werden kann.
(Quelle: Planfeststellungbeschluss S. 664f)

Halten wir fest: Der Bundesgerichtshof legt eine Lärmschwelle fest, oberhalb derer er den Schlaf des deutschen Bürgers für so beeinträchtigt hält, dass die Enteignungsgschwelle überschritten ist. Die Planfeststellungsbehörde hingegen meint, dass diese Entscheidung ohne jede Relevanz sei, da der Mitteleuropäer schliesslich nicht im Garten nächtigt.

Für welches Land, bitte, hat der Bundesgerichtshof denn hier entschieden?
Sorgt er sich um den Schutz des Schlafs der Buschmänner in der Kalahari?

Der BGH spricht ganz deutlich von Wohngebieten, definiert den zulässigen Richtwert also mittels des Aussenlärms und nicht mittels möglicher durch Schallisolierung erreichter Lärmstärke im Inneren von Wohnräumen.

Aber niemand braucht sich zu sorgen, denn schliesslich wird unser Nachtschlaf ganz besonders durch den §29b Absatz 2 Satz 2 des Luftverkehrsgesetzes (LuftVG) geschützt.

LuftVG §29b Absatz 2:
(2) Die Luftfahrtbehörden und die Flugsicherungsorganisation haben auf den Schutz der Bevölkerung vor unzumutbarem Fluglärm hinzuwirken.

Das ist Satz Nr. 1.
Satz 2 ??? Nicht da. Aha!

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Der Glaube an den Rechtstaat, ein „allgemeines Lebensrisiko“ — Aus dem Planfeststellungsbeschluss (2)

„Weiter machen Einwender geltend, dass sie entschädigt werden müssten, weil sie im Vertrauen auf das Raumordnungsverfahren 1994 und vor dem Konsensbeschluss vom 28.05.1996 Grundstücke in der Nähe des Flughafens erworben hätten.
Die Motivationsgrundlage, aufgrund der ein Grundstück erworben wird, ist nicht durch Art. 14 GG geschützt;sie gehört in den Bereich des allgemeinen Lebensrisikos.“
Quelle: Planfeststellungsbeschluss, Seite 979

Gleiches Recht wird wohl nun auch für uns gelten, wir, die wir dem Planfeststellungsbeschluss und den darin veröffentlichten Lärmausbreitungskurven geglaubt haben. 80-90% aller Häuser in Waldblick und im Roten Dudel wurden in den letzten 10 Jahren gebaut. Viele haben es sich vom BBI schriftlich geben lassen, dass ihnen keine Lärmbelästigung droht, wenn sie hier ein Grundstück erwerben. Wenn die abknickenden Flugrouten Wirklichkeit werden, stehen viele von uns vor dem finanziellen Ruin. Unsere Häuser sind von einem Tag auf den anderen unbewohnbar und unverkäuflich geworden. Wer Anschlussfinanzierungen braucht, wird sie wohl nicht mehr bekommen, Jahrzehnte Arbeit für ein Häuschen im Grünen verloren. Gut, dass es dafür einen Schuldigen gibt: das „allgemeine Lebensrisiko“.

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3. Montagsdemo in Lichtenrade: 25. Oktober 2010, 18:00 Uhr

Am Montag, den 25. Oktober 2010, um 18:00 Uhr
S-Bahnhof Lichtenrade

3. Montagsdemonstration

gegen die neue Flugroutenplanung des künftigen Großflughafens BBI.

Durch die vorgestellten Flugrouten drohen Lichtenrade, Waldblick und Nord-Mahlow massiv zu verlärmen und Ihre Lebensqualität stark zu beeinträchtigen.

Am letzten Montag waren wir 3.000. Bitte kommt noch zahlreicher. Wir müssen auf unser Problem noch lauter aufmerksam machen!

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Kundgebung gegen Fluglärm: 24.10.2010, 15.00 Uhr, Marktplatz Teltow

Wir rufen alle betroffenen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu einer Protestkundgebung gegen Fluglärm auf. Kommen Sie am kommenden Sonntag, dem 24.10. um 15.00 Uhr auf den Teltower Marktplatz und protestieren Sie gegen Pläne, die Region Teltow zum Fluglärmgebiet zu machen.

Und da es Sonntag ist, bieten wir auch Kuchen an – und lautlose Luftballons für die Kinder.

Bitte laden Sie das Plakat herunter, drucken es aus und verteilen Sie es an Nachbarn und Bekannte. Hängen Sie das Plakat in Ihr Geschäft oder Ihren Gartenzaun!

Plakat zur Demo in Teltow, 24.10.2010

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Bericht 2. Montagsdemo, 18. Oktober 2010 — 3.000 Demonstranten — rbb berichtet live

War die letzte Montagsdemonstration in Lichtenrade mit 1.000-2.000 Demonstranten schon gut besucht, so wurde sie von der 2. Montagsdemo nach Polizeiangaben mit 3.000 Demonstranten noch übertroffen. Erneut musste von 18.00 Uhr bis 19.15 Uhr die gesamte Bahnhofstraße für den Verkehr gesperrt werden. Am Ende der Demonstration berichtete der rbb live in der Abendschau.

Der Unmut der Lichtenrader und Mahlower wird auf den Punkt gebracht.

Simon Lietzmann von der Bürgerinitiative „Lichtenrade gegen Fluglärm“:

„Die Abflugrouten [...] sollen nicht mehr vom BBI geradeaus geführt werden, sondern abknicken. Lichtenrade und Nord-Mahlow wären durch diese neue abknickende nördliche Abflugroute ganz plötzlich zwei der am stärksten betroffenen Gemeinden im Umfeld des BBI überhaupt. Die bisher als vom Fluglärm des künftigen BBI betroffen geltenden Gemeinden bleiben durch die Notwendigkeit der Beibehaltung der Anflugrouten nach wie vor betroffen. Durch ein Abknicken der nördlichen Abflugroute Richtung Westen aber gibt es nun viele weitere Gemeinden, die ebenfalls massiv betroffen wären. So käme es zu einer deutlichen Ausweitung der Fluglärmzone und einer weitaus höheren Zahl Betroffener. Soll das gerecht sein? [...]
Wir alle [...] fordern daher: Die Beibehaltung der geraden Abflugroute der nördlichen Startbahn – hierauf haben wir uns seit Jahren verlassen.“

Günter Haße von der Bürgerinitiative „Lichtenrade gegen Fluglärm“:

„Ich hatte die Gelegenheit, die Kanzlerin darauf anzusperechen. Ich stellte eine Frage, die lautete: ‘Was halten Sie denn davon, daß die Deutsche Flugsicherung (ein bundes-eigenes Unternehmen übrigens) soviel Durcheinander macht?’ Ihre Antwort, spontan, sie sagte: ‘Das kann doch nicht sein. Man muss sich doch verlassen können auf Planungen einer öffentlichen Stelle.’ Und sie hat daraufhin den Chef der CDU Berlin, Herrn Henkel aufgefordert: ‘Kümmern Sie sich bitte darum, was da los ist!’ Und sie hat den Herrn Generalsekretär Krömer aufgefordert: ‘Bitte nehmen Sie Kontakt mit dem Verkehrsminister auf – das ist doch ein Thema!’ “

Nicolas Zimmer, CDU:

„Dieser Ortsteil droht zerstört zu werden. Wir alle, die wir hier leben und hier groß geworden sind, lieben Lichtenrade. Und deswegen ist es auch richtig, daß wir auf die Straße gehen. Es ist auch richtig, daß wir auf die Straße gehen, für diejenigen, die das nicht können. Denken Sie beispielsweise an die vielen Seniorinnen und Senioren, die in den Wohnheimen hier leben. [...] An die Familien, mit ihren kleinen Kindern. An die Schulen. An die hart-arbeitenden Menschen, die sich hier ein Zuhause erarbeitet haben und die auch einen Anspruch darauf haben, dieses Zuhause nutzen zu können. Was hier droht zu passieren, ist eine Form von Enteignung, die wir nicht zulassen dürfen.“

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2. Montagsdemo in Lichtenrade: 18. Oktober 2010, 18:00 Uhr

Am Montag, den 18. Oktober 2010, um 18:00 Uhr
S-Bahnhof Lichtenrade

2. Montagsdemonstration

gegen die neue Flugroutenplanung des künftigen Großflughafens BBI.

Durch die vorgestellten Flugrouten drohen Lichtenrade, Waldblick und Nord-Mahlow massiv zu verlärmen und Ihre Lebensqualität stark zu beeinträchtigen.

Am letzten Montag waren wir 2.000. Kommen auch Sie zur Demo. Sie sind betroffen. Wehren Sie sich!

Bitte laden Sie das Flugblatt herunter, drucken es aus und verteilen es an Nachbarn und Bekannte.

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BBI – Schon fast fertig?

Hier eine Luftaufnahme vom 17. Oktober 2010.

Baustelle BBI 17.10.2010

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Unter den Lärmteppich gekehrt — Das Georg-Kriedte-Haus

Georg-Kriedte-HausKeine 700 Meter nördlich der geplanten „abknickenden“ Flugroute liegt das Georg-Kriedte-Haus. Hier verbringen über 100 Senioren ihren betreuten Lebensabend. Das Georg-Kriedte-Haus wurde im September 1961 eröffnet und 1989 grundlegend modernisiert, unter anderem mit dem Erweiterungsbau von 28 Apartments mit schönen Balkons.

Lärmzonen Georg-Kriedte-HausSollte die vorgeschlagene Verlegung der geplanten Flugrouten nun in zwei Jahren Wirklichkeit werden, werden die Bewohner ihre Balkons ebenso wie die weitläufige, parkähnliche Anlage mit einem kleinen Teich und vielen idyllischen Sitzplätzen kaum noch nutzen können, da das Seniorenwohnheim direkt im Haupt-Lärmbereich (Tagschutzzone) der Abflugroute der Nordbahn des Flughafens Schönefeld läge.

Das Wohnheim würde mit Schallschutzfenstern und wohl auch Lüftungsanlagen ausgerüstet werden müssen, um den Fluglärm von den Bewohnern, insbesondere in den Abend- und Nachtstunden, abzuhalten.

(Fotos und Informationen: Städtische Pflegeeinrichtungen Tempelhof)

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Heute Raunheim, morgen Waldblick — Lobbyarbeit im Flugbetrieb

Ein interessanter Beitrag bei Phoenix über Lobbyismus im Umfeld des Frankfurter Flughafens, darüber wie die Flughafenbetriebe die Genehmigungsbeamten einfach selber anstellen, um sich Ausnahmegenehmigungen für Nachtflüge zu genehmigen und wie machtlos die Bürgermeister der Umlandgemeinden dagegen sind — kurzum das, was wir erwarten können, wenn Schönefeld zum „Drehkreuz des Flugverkehrs“ ausgebaut werden sollte.

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Bericht 1. Montagsdemo, 11. Oktober 2010: Lichtenrade und Mahlow-Nord gegen Fluglärm

1. Montagsdemo: Lichtenrade und Mahlow-Nord gegen FluglärmMitglieder der Bürgerinitiative aus Lichtenrade und Mahlow-Nord veranstalteten am Montag, dem 11.10.2010 die erste Montagsdemonstration gegen die neu vorgeschlagenen abknickenden Flugrouten des Großflughafens BBI, die über den Berliner Süden und Südosten führen sollen. Die Polizei sprach von 1.000 und Pressebeobachter von 2.000 Demonstranten. 1. Montagsdemo: Lichtenrade und Mahlow-Nord gegen Fluglärm

„Wir hatten nur 50 Teilnehmer angemeldet“, sagte ein Mitglied der Bürgerinitiative „Lichtenrade gegen Fluglärm“. Auch aus Mahlow und anderen Orten waren Flugrouten-Gegner gekommen. Gemeinsam zogen sie durch die Bahnhofstraße, die für den Verkehr vollständig gesperrt war.

Das ist wohl die größte Demonstration, die das friedliche Lichtenrade jemals erlebt hat.
Die Lichtenrader, Mahlower und andere Betroffene werden sich nun regelmäßig jeden Montag um 18.00 Uhr am S-Bahnhof Lichtenrade zu einer Montagsdemonstration versammeln, bis die abknickenden Flugroutenpläne vom Tisch sind.

1. Montagsdemo: Lichtenrade und Mahlow-Nord gegen Fluglärm

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